Ich liebe es zu hinterfragen, was als selbstverständlich angesehen wird – besonders dann, wenn die wissenschaftliche Gemeinschaft selbst keine klare Einigkeit hat. Ein gutes Beispiel dafür ist AD(H)S. Die Sichtweisen sind vielfältig und teils widersprüchlich.
In diesem Blog möchte ich die Problematik rund um ADHS nicht verharmlosen, vielmehr einen nüchternen Blick auf die verschiedenen Aspekte werfen, die oft im Diskurs untergehen. Dabei soll nicht nur die gängige Meinung hinterfragt, sondern auch die Komplexität des Themas beleuchtet werden.
Viele kennen ADHS als eine diagnostizierte Auffälligkeit im Verhalten – das häufige „Zappeln“, die Unaufmerksamkeit, die Impulsivität.
Die moderne Gesellschaft hat oft sehr enge Vorstellungen des „Normalen“. Es gibt eine zentrale Frage: Was sind Persönlichkeitsmerkmale und Normen, was sind Störungen?
Autismus und ADHS teilen eine gemeinsame neurologische Basis. AD(H)S-Betroffene zeigen Merkmale, die auch bei Autisten vorkommen, wie die Hypersensibilität. Diese ist keine Störung, sondern eine besondere Wahrnehmungsfähigkeit. Hochsensible Menschen reagieren intensiver auf Reize und verarbeiten diese komplexer. Studien zeigen, dass etwa jeder dritte Autist auch ADHS hat. Ist das "Problem" nun der Autismus oder das ADHS?
AD(H)S UND KULTURELLE UNTERSCHIEDE:
ADHS wird je nach Land und Kultur unterschiedlich wahrgenommen und diagnostiziert. Diese Tatsache spricht dafür, dass das, was als „gestört“ oder „krankhaft“ gilt, stark von gesellschaftlichen Normen abhängt. Kulturelle Unterschiede im Umgang mit ADHS werfen die Frage auf, inwieweit die westliche Gesellschaft mit ihrem Fokus auf Effizienz und Normierung die tatsächliche Vielfalt menschlicher Verhaltensweisen verkennt.
Dabei zeigt sich, dass das, was als „normal“ oder „akzeptabel“ gilt, nicht immer objektiv oder unveränderlich ist. Was in einer Gesellschaft als unpassend oder problematisch gilt, kann in einer anderen als wertvoll oder sogar notwendig betrachtet werden. Wo Wert auf schnelles Handeln, Flexibilität und Kreativität gelegt wird, kann bei Menschen mit ADHS leichter eine „schnelle Auffassungsgabe“ und „Leistungsfähigkeit“ wahrgenommen werden.
Die Gesellschaft im deutschsprachigen Raum, zum Beispiel, gilt nicht unbedingt als impulsiv oder besonders lebendig – Hand aufs Herz. Hier herrscht eine eher nüchterne, durchdachte Haltung vor, die Individualität und kreative Ausdrucksformen zwar schätzt, aber häufig auch eher zurückhaltend und gut organisiert erwartet.
In diesem Kontext können kreative und impulsive Verhaltensweisen, wie sie häufig bei ADHS auftreten, vorschnell als „abnormal“, störend oder ineffizient abgestempelt werden. Doch Menschen mit ADHS können neue Perspektiven und Lösungsansätze bieten und als unkonventionelle Talente betrachtet zu werden.
Eine Gesellschaft, die zu stark auf Homogenität ausgerichtet ist, könnte diejenigen, die sich nicht in die vorgegebenen Muster einfügen, als defizitär wahrnehmen. Doch in einer offenen, flexiblen Gesellschaft, die Diversität und Individualität schätzt, könnte ADHS eher als Vorteil angesehen werden, statt als Handicap.
SITZEN, BEWEGUNGSMANGEL UND GESUNDHEITLICHE FOLGEN:
In meiner Arbeit mit Klientinnen und Klienten fällt mir immer wieder eine interessante Parallele auf: Menschen, die unter chronischen Rücken- und Nackenproblemen leiden, bedingt durch lange Stunden am Schreibtisch, sind keine Seltenheit. Das Sitzen ist in den Schulen und für viele im Berufsalltag die Norm.
Sitzen stellt eine der ungesündesten Haltungen für den menschlichen Körper dar. Dass das ständige Sitzen negative Auswirkungen auf unsere Muskulatur, Gelenke und die gesamte Körperhaltung hat, ist allgemein bekannt. Und nicht nur körperlich macht sich das bemerkbar – auch psychisch können solche Arbeitsgewohnheiten ihre Spuren hinterlassen.
Viele Menschen ignorieren ihre Bedürfnisse nach Bewegung und Entspannung im Alltag. Das kann zu einer weiteren Belastung führen. Die Konsequenz ist ein Teufelskreis, der häufig zu Rückenschmerzen, Verspannungen, Kopfschmerzen und sogar Erschöpfung führt. Ein Aspekt ist, dass die Belastungen durch Bewegungsmangel und sitzende Tätigkeiten bei Menschen mit ADHS noch verstärkt zum Tragen kommen können.
Für Menschen mit oder ohne ADHS ist der Mangel an strukturierten Bewegungsmöglichkeiten herausfordernd. Der Körper benötigt regelmäßig Phasen der Bewegung, um die Konzentration und den Fokus zu unterstützen und die körpereigenen Stressreaktionen zu regulieren. Eine Arbeitswelt, die häufig auf ununterbrochenes Sitzen und geringe Flexibilität ausgelegt ist, könnte speziell bei Menschen mit ADHS zu einer Erhöhung des inneren Unbehagens führen. Der sogenannte Ausgleichssport reicht hier nicht aus.
Als Coach und Mentorin für Jugendliche mit ADHS rate ich Berufe zu wählen, die mehr Raum für Bewegung erlauben – und garantiert keine typische Büroberufe.
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